DER WIDERSPENSTIGEN ZÄHMUNG
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von Katja Brunner nach William Shakespeare
Regie Pınar Karabulut | Bühne Michela Flück | Kostüm Claudia Irro
Musik Daniel Murena | Video Susanne Steinmassl | Dramaturgie Daniel Richter
mit Maren Eggert, Katrija Lehmann, Daria von Loewenich, Abak Safei-Rad, Natali Seelig, Regine Zimmermann
IN SEICHTEN GEWÄSSERN STEHE ICH RÜCKBLICKEND, also zurückblickend
Wiederum SEHE EHE
IN EURE SEELEN
LEICHENBLASS VERWASCHEN, OHJE, ICH BIN DIE TOTE, DIE ZURÜCKBLICKT,
OHJE, ICH BIN DAS ALLES WISSENDE URSCHLAMMMODEL FÜR 2.55, OHJE,
ICH KANN EUCH ALLEN ALS GEISTERWIND IN DIE SCHUHE BLASEN
DENNOCH IN SEICHTEN GEWÄSSERN STEHE ICH: TOD, SCHAUFEL, HELM, IM
HELM SEHE ICH
BEEPBEEP
ANEIGNUNGEN, ZUEIGNUNGEN, DIE EWIG UNVERMÄHLTE, EISENPLATTEN
IN DEN VAGINALKANAL MONTIERT
Katja Brunner, erfolgreichste Gegenwartsdramatikerin der Schweiz, setzt William Shakespeares Gender-Komödie Der Widerspenstigen Zähmung eine sprachkritische Erzählung aus der Perspektive von Frauen und den von den Spuren männlicher Gewalt Betroffenen entgegen. Den „misogynen Humor” Shakespeares verknüpft sie mit realen Formen patriarchaler Machtausübung und reanimiert das alte Spiel von Liebe, Macht und Geschlecht. In einem vielstimmigen Chor offenbart sich ein Panoptikum der Alpträume, ein Gesellschaftspanorama der Gewalt, das sich in Druckwellen von Worten und einer explosiven Sprache entlädt. Einer Sprache gegen das Sterben. In assoziativen Bildlandschaften zerschreibt sie lustvoll populäre Ikonografien des Weiblichen, Männerfantasien, die ewigen Märchen von Geschlechterrollen und romantische Liebeslügen - und führt hinab zum blutigen Grund unserer Gesellschaft. Ein Widerspenstigmachen der Zahmen. Eine poetische Kampfansage für ein anderes Morgen.
Premiere am 19. Dezember 2024 am Deutschen Theater Berlin
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