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DOGTOWN Munich

von Herbert Achternbusch | Regie Pınar Karabulut | Ausstattung Franziska Harm | Musik Daniel Murena 

Dramaturgie Caroline Schlockwerder
mit Leon Pfannenmüller, Moritz Kienemann, Julia Richter, Timocin Ziegler

Der Münchner Marienplatz. Es herrscht der alltägliche Verkehr. Die Geschäftigkeit der Großstadt wird für einen Moment angehalten, wenn Herbert Achternbuschs Figuren die Verhältnisse ihrer Stadt betrachten. In einer musikalischen Farce  formulieren die Jüngere und die Ältere, das Mädchen Zunge, der Schauspieldirektor, Herakles und zwölf Neonazis inmitten der postkartenkitschigen Bauten und bautechnischen Hässlichkeit ihre Liebe und Abscheu zur Weltstadt mit Herz. Bis Maria von ihrer Säule steigt und es blutig wird. Aber auch das geht vorüber. Ein Hund macht wieder sein Geschäft und Karl Valentin landet auf der Mariensäule.

 

Uraufführung am 12. Februar 2017 am Münchner Volkstheater

Foto Gabriele Neeb

Trailer
Pressestimmen
Pressestimmen

„Wie inszeniert man das? Pınar Karabulut, geboren 1987, weiß es: so assoziativ und spinnert wie möglich. Wie einen abgefahrenen Achternbusch-Traum. Den Nonsens, bairisch: Schmarren, nur ja nicht interpretieren wollen! Die junge Mönchengladbacherin mit türkischen Wurzeln hat in München studiert, kennt den Genius loci gut genug, um heiter-ironisch - nicht folkloristisch, vielmehr schrill-hysterisch - mit Klischees und Varia aus Bavaria zu operieren. Karabulut lässt Achternbuschs krude-poetisches Dialog-Konglomerat auf einer schmalen Schneise zwischen den Zuschauern spielen, darüber hängt ein Leuchtstoffring. Die eigentliche Spiel- oder besser: Tanzfläche ist jedoch der Text selbst. Vier junge Schauspieler (Julia Richter, Moritz Kienemann, Leon Pfannenmüller und Timocin Ziegler) schmeißen sich auf das Stück wie in eine Faschingsparty, machen Loopings in der Achternbuschbahn, tanzen, zappeln, hampeln in immer neuen Verkleidungen (oft aus dem Siebzigerjahre-Fundus) durch die Szenen, wirken mal wie im Impro-Workshop, mal wie im Techno-Club, und wenn Maria zuckend eine Weißwurst gebiert, ist das wie ein Exorzismus. Die originelle Musik zu der szenischen Spinnerei stammt von Daniel Murena: Elektro-Rock goes Glockenspiel.

Es herrscht an diesem überenergetischen Abend eher der Spirit einer Drogenparty als der sanfte Irrwitz eines Bierrausches. Aber zu sehen, wie der gute alte Achternbusch die Jugend inspiriert, ist schön.“ Süddeutsche Zeitung, 13.02.2017, Christine Dössel 

„Pınar Karabulut geht klug um mit Achternbuschs Vorlage, die weder sinnvoll konservativ zu bebildern ist noch im herkömmlichen analytischen Sinne zu durchdringen. Statt dem Ganzen also ein Handlung aufzuzwingen oder eine Interpretation, verweigert die Regisseurin mancher Aktion ihr Bild, plündert sich anderswo durch die Schlaglichter eines klischeesatten Stadtporträts und haut noch ein paar Klischees obendrauf: Lederhosen, Schickimickis, Bierbänke, die am Ende auf dem gebeugten Rücken hinausgeschleift werden, als befände man sich wie ein bayerischer Jesus auf dem Kreuzweg. Mit dieser Methode der Zuspitzung, Fragmentierung und Hysterisierung schleudert Karabulut dann noch den letzten Rest an Erkenntnispotenzial in Fetzen von sich wie ihre sterbende Maria die glibberige Weißwurst. Aber sei's drum, die Dynamik ihrer Inszenierung ist eine andere, die sich im Rennen, Rasen, Stelzen und Stolpern des Darstellerquartetts aufheizt. In der Enge stapft Julia Richer breitbeinig trotzig als achtjähriges Mädchen "Zunge" auf und ab, kein Gelenk dabei ohne Winkel. Moritz Kienemann, in diesem Moment "die Ältere", flitzt seine Runden um das Bühnenrechteck, ausgestattet mit der neuen schicken Mütze vom nahe des Marienplatzes gelegenen großen Sportgeschäft, und wirft so achtlos wie schwungvoll seine Klamotten ins Publikum. Leon Pfannenmüller stürzt als "Jüngere" in ein altmodisches Fahrrad und faltet seine Glieder in den Stahl als wären sie damit verwachsen.

Geschäftig ist es halt am Marienplatz, die Geschichten gehen durch- und ineinander. Das Theater will in der puren Präsenz zu sich selbst kommen. Und mitten in einer Stadt, die gerade intensiv über die Spannung zwischen Performance und Figurenpsychologie diskutiert, wird aus dem Schauspielen eine maximal erregte Ausdauerleistung.“ Nachtkritik, 12.02.2017, Tim Slagmann 

„Die Inszenierung der jungen Rheinländerin Pınar Karabulut ist stilgerecht möbliert. Das Publikum drängt sich auf der Kleinen Bühne auf Bierbänken und erspürt so etwas vom „Andechser Gefühl“, mit dem Achternbusch 1974 in die Filmgeschichte eintrat. Zeitlich ist das Werk großzügig umrissen und tummelt sich zwischen griechischer Antike und gerade jetzt. Die offizielle Geschichtsschreibung ist für eine gute Pointe zu vernachlässigen: Wer hat München gegründet? Der Monaco Franze natürlich! (...) Das Fehlen jeder Form ist die Form und es scheint, Achternbusch parodiere sich selbst. Dieses Angebot nimmt Karabulut dankbar auf und macht sich lustvoll und oft sogar lustig über zeitgenössische Theaterei her. Besonnen vom Heiligenschein der Mariensäule im XXL-Format (Ausstattung: Franziska Harm) entstehen richtig große Bilder, die den Dada prall und sinnlich machen.“ Münchner Abendzeitung, 13.02.2017, Robert Braunmüller

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